Wenn die Weibchen der Roten Mauerbiene (Osmia bicornis) einige Tage nach den Männchen schlüpfen, werden sie oft schon von den Männchen erwartet, die sich in unmittelbarer Nähe der Nisthilfen aufhalten. Sobald das Weibchen die Niströhre verlassen hat, wird sie zum Teil von mehreren Männchen umringt. In diesem Chaos kann es eine Weile dauern bis eine ungestörte Paarung möglich ist. Manchmal stürzt die Traube aus mehreren Männchen und einem Weibchen zu Boden und die Bienen lösen sich wieder voneinander.
Das Männchen auf dem Foto hatte Glück, alle Nebenbuhler war wohl auswärts unterwegs. Keine zwei Sekunden nachdem das Weibchen die Niströhre endgültig verlassen hatte, saß das Männchen bereits huckepack und kurze Zeit später erfolgte auch die - soweit ich das als Außenstehender beurteilen kann - erfolgreiche Paarung. Das das Wildbienenweibchen das Sperma in einem speziellen Organ speichern und lebensfähig halten kann, reicht ihr dieser One-Night-Stand für den Rest ihres vier- bis sechswöchigen Lebens, das sie nun ausschließlich der Anlage und Versorgung der Brutzellen widment. Die Befruchtung erfolgt erst bei der Eiablage, aus den befruchteten Eiern entwickeln sich Weibchen, aus den unbefruchteten Eiern Männchen. Die bereits begatteten Weibchen, die auf meinem Balkon nun begonnen haben Pollen einzutragen, werden von Männchen nicht mehr behelligt. Vermutlich signalisieren sie über spezielle Duftstoffe "Rien ne va plus".
Es sind noch keine Einträge vorhanden.