Seufzend betrachte ich den schwarzen Halbmond, das geheime Erkennungszeichen der Sekte der Naturgärtner. Er besteht aus intensivem Dachgartensubstrat und befindet sich derzeit unter so ziemlich allen meinen Fingernägeln. Ich schwöre bei allem was mir lieb und teuer ist nie wieder einen Blick in den Katalog der Wildstauden-Gärtnerei Strickler zu werfen. Der letzte Kübel ist bepflanzt. Endgültig der letzte! Der alleraller allerletzte!! Balkone haben eine sehr unangenehme Eigenschaft, sie lassen sich nicht aufblasen. Auch bei optimaler Ausnutzung ist der Platz einfach irgendwann verbraucht. Im Moment bringe ich gerade noch mich selbst und mein Stativ auf dem Balkon unter, das Ende der Fahnenstange ist erreicht.
Die Lauchstange im rechten Topf mag manchen Betrachter vielleicht etwas irritieren. Auf diese originelle Idee bin ich auf der Webseite von Dr. Paul Westrich gestoßen. Er holt sich jedes Jahr im Frühjahr einige möglichst gut bewurzelte Lauchstangen vom Gemüsemarkt, pflanzt sie wieder ein und lässt sie zur Blüte kommen. Verschiedene Maskenbienen und etliche Tagfalter profitieren von diesem ganz speziellen Blütenangebot. Falls es nicht funktionieren sollte landet der Lauch eben in der Suppe, ich kann also nichts verlieren. Um eine intensive Bewurzelung anzuregen, lese ich der Pflanze jeden Morgen einige Lauchrezepte aus einem Bio-Kochbuch vor. Das motiviert ungemein!
Im gleichen Topf findet sie noch die Minivariante des Eingriffligen Weißdorns (Crataegus monogyna Compactum), der statt 5 Meter nur putzige 30-90 cm hoch wird. Außerdem das Blut-Johanniskraut oder Mannsblut (Hypericum androsaemum) und ein pazifistischer, nicht wuchernder Zwerg-Majoran (Origanum vulgare Compactum). Ich hoffe er erinnert sich auch daran!
Die ersten warmen Frühlingstage haben bereits wieder Wunder gewirkt. Die Pflanzen überschlagen sich förmlich um die Verzögerung durch das frostige Frühjahr zu kompensieren. Jetzt geht es endlich ab! War ja auch höchste Zeit :-)
Auch an den Insektennisthilfen beginnt nun endlich, endlich das wuselige, pelzige Leben. Die Weibchen der Gehörnten Mauerbiene bestücken bereits eifrig ihre Brutzellen, die Männchen der rostroten Mauerbiene warten sehnsüchtig auf das Schlüpfen der Weibchen.
1 = Beobachtungsnistkästen von Hermann Frey (www.wildbienenschreiner.de)
2 = Nisthilfen aus gebrannten Ton von Barbara Stockhaus
3 = „Hotel zur wilden Biene“ aus gebrannten Ton von Volker Fockenberg (www.wildbiene.com)
4 = Papp-Röhrchen in verschiedenen Größen aus dem Naturschutzcenter
5 = selbst befüllte Dosen. Bauanleitung hier.
6 = zerlegbaren Nisthilfen aus der kommerziellen Mauerbienenzucht von Herrn Kornmilch (www.bienenhotel.de)
Da ich im letzten Jahr einige Nisthilfen ausrangiert habe (bewährte Methode hier) herrscht momentan noch ein recht großzügiges Wohnungsangebot. Das dürfte sich aber im Verlauf des Jahres aber noch deutlich ändern.
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