Das Glasröhrchen diente eigentlich nur als behelfsmäßige "Brutzelle" für die Puppe des Trauerschwebers um die Entwicklung und den Schlupf zu dokumentieren. Als ich heute erneut eine Puppe "nachfüllen" wollte, stellte ich - durchaus angenehm - überrascht fest, daß hier bereits eine Grabwespe ihren Nachwuchs versorgt hatte.
Rechts in der Brutzelle (Pfeil!) sieht man das stiftförmige Wespenei aus dem bald die Larve schlüpfen wird. Phi mal Auge besteht der Nahrungsvorrrat aus insgesamt ca. 15 Raupen, die die
Wespenlarve für ihre Entwicklung komplett verputzen wird. Leider gehört Fensterputzen nicht zu den obersten Prioritäten einer durch einen Stich gelähmten Raupe, daher ist die Bildqualität
entsprechend ****, das läßt sich leider nicht ändern. Im Idealfall wird die Wespenlarve ihren kompletten Entwicklungszyklus vollenden und ich kann ihn bis zur Verpuppung dokumentieren. Wieder
einmal Schwein gehabt! :-)
Mit weltweit fast 10.000 Arten gehört die Familie der Grabwespen (Sphecidae) zur artenreichsten und vielfältigsten Wespengruppe. Die Artenzahl der in Deutschland vorkomenden Arten ist mit 256 etwas überschaubarer.
Zur Deckung des hohen Energiebedarfs beim Fliegen dient in erster Linie Nektar. Da Wespen einfach gebaute Mundwerkzeuge und keine langen Rüssel wie Bienen oder
Schmetterling haben, sind sie auf einfach gebaute Blüten mit offen liegenden Nektarien angewiesen. Die Blüten sind meistens scheiben-, schalen- oder
glockenförmig, ein typisches Beispiel sind die Doldenblütler. Auch aus Verletzungen der Rinde austretende, kohlenhydratreiche Säfte werden aufgeleckt.
Die Larven ernähren sich ausschließlich von anderen Insekten, ihren Larven oder von Spinnen. (Bei den Wegwespen werden ausschließlich Spinnen als Nahrung für den Nachwuchs eingetragen). Das Beutepektrum innerhalb der einzelnen Grabwespenarten ist extrem vielfältig und umfaßt einen Großteil aller Insektenarten. Die eingetragene Beute ist jeweils typisch für die entsprechende Grabwespenart.
Jede Brutzelle wird mit mehreren Beutezellen bestückt und nach der Eiablage verschlossen. Die Beutetiere werden mit einem Stich in der Gegend des Bauchmarks gelähmt. Die Raupen in der fotografierten Bruzelle bewegen sich alle noch und man sieht auch die Körperflüssigkeit in den transparenten Körperbereichen zirkulieren. Sie sind aber nicht mehr in der Lage die Brutzelle selbstständig wieder zu verlassen, während die Grabwespe weitere Beute heranschafft. Tote Beute würde rasch verderben und wäre für die Entwicklung der Wespenlarven daher ungeeignet, stattdessen kann sie nun bis zum Ende ihrer Entwicklung auf lebende Beute zurückgreifen.
Eine Art die Blattläuse einträgt fegt meinen Balkon jedes Jahr innerhalb kürzester Zeit nahezu blattlausfrei.
Irgendwie hatte ich die Entwicklung der Grabwespen etwas aus dem Augen verloren und erst nach einer Woche wieder einen Blick auf das von ihnen besiedelte Glasröhrchen geworfen. Der Anblick war verblüffend: Kein Krümelchen Raupe mehr übrig, dafür eine Wespenlarve die den Ehrgeiz jeder Weightwatcher-Gruppe herausfordern würde. Himmel, haben die einen Zahn drauf! Wenn sich menschliche Säuglinge so entwickeln würden, brächten sie vermutlich einige Tonnen auf die Waage. Den Vorsatz mit der schrittweisen Dokumentation der Larvenentwicklung kann ich schon mal getrost vergessen, bleiben noch Kokon und Schlupf und bei letzterem muß man schon sehr viel Glück haben um zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Der Pfeil rechts oben zeigt auf das Grabwespenei.
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