Die Ausgangssituation: Im Inneren der verlassenen Niströhren herrscht naturgemäß ein völliges Chaos, das jede ordnungsliebende , DIN-genormte deutsche Hausfrau zu gnadenlosen Frühjahrsputzattacken veranlassen würde. In den verlassenen Brutzellen tummeln sich Larvenkot, Pollenreste, Larvenhäute, Kokonhüllen, abgestorbene Larven und Zellwandreste in fröhlichem Einklang. Falls keinne neuen, bislang unbesiedelten Hohlräume zur Verfügung stehen, müssen die Niströhren von den Wildbienen gereinigt werden.
Dabei werden zwei unterschiedliche Strategien verfolgt:
Mauerbienen besiedeln in der Regel immer neue, noch unbenutzte Niströhren. Für ein jährlich erweitertes Angebot an Nistplatz sind sie daher dankbar. Nur bei akutem Platzmangel besiedelt die Mauerbiene wohl oder übel auch die bereits im Vorjahr besiedelten Niströhren. Im Gegensatz zu den geradezu putzwütigen Löcher- und Scherenbienen kann eine Mauerbiene dem Frühjahrsputz nur wenig positives abgewinnen. Ihre Vorgehensweise erinnert daher ein bisschen an die Putzstrategie von Junggesellen des Homo sapiens sapiens.
Das Mauerbienenweibchen schiebt alle in der Brutröhre vorhandenen Überreste mit dem Kopf in den hinteren Bereich der Röhre. Nach dem Einziehen der hintersten Lehmzellwand ist die Welt dann wieder in Ordnung. Aus dem Auge, aus dem Sinn. Durch diese Strategie wird der in den Brutröhren zur Verfügung stehende Raum für die Brutzellen mit jeder Saison immer kleiner.
Zwei sehr häufig an künstlichen Nisthilfen vorkommende Arten sind die Gewöhnliche Löcherbiene (Osmia truncorum) und die Hahnenfuß-Scherenbiene (Osmia florisomne). Diese Arten reinigen alte Niströhren sehr sorgfältig und entfernen alle Fremdkörper aus den Gängen.
Wenn die Saison von Löcher- und Scherenbienen beginnt ist das nicht zu übersehen. Alle Weibchen sind emsig damit beschäftigt die alten Niströhren zu säubern und den Müll vor die Tür zu bringen. Binnen weniger Tage wächsen am Fuße der Nisthilfen die charakteristischen Müll-Endmoränen heran.
Wenn Nistplatz Mangelware ist, greift die Gewöhnliche Löcherbiene zu recht drastischen Maßnahmen. Sie öffnet bereits fertiggestellte Brutröhren und schaufelt den von einem anderen Weibchen mühsam eingetragenen Pollen samt den Bienenlarven wieder ins Freie. In der nun freien Niströhre legt sie dann ihre eigenen Brutzellen an.
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