Das Schlüpfen der ersten Männchen im April fällt in der Regel mit der Blütezeit der Traubenhyazinthe (Muscari) zusammen. In Parks und Anlagen bildet diese Art im Frühjahr große blühende Bestände und dient als erste Nektarquelle. .
Die Männchen der solitären Wildbienen sammeln generell keinen Pollen und beteiligen sich auch sonst nicht am Nestbau. (Daraus irgendwelche ketzerischen Rückschlüsse auf die Männchen von Homo sapiens sapiens abzuleiten ist übrigens absolut unzulässig!) Verglichen mit den Weibchen haben sie eine deutlich kürzere Lebenserwartung (Männchen 3-7 Wochen, Weibchen 5-11 Wochen), die sie ausschließlich mit der Suche nach paarungswilligen Weibchen verbringen.
Versetzen Sie sich kurz in die Lager der Mauerbiene. Sie sitzen seit fast einem Jahr in einer stockfinsteren engen Zelle. Nur eine Richtung führt zum Licht, die andere dagegen immer tiefer in das Innere der Niströhre. Rein statistisch hätte sie nur eine 50%ige Chance die richtige Trennwand zu erwischen, keine sonderlich erstrebenswerte Quote zum Start in die Freiheit. Die Antwort liegt in Struktur und Form der begrenzenden Lehmwände einer Brutzelle. Diese sind nicht senkrecht sondern leicht gebogen, d.h. sie haben eine konvexe und eine konkave Seite. (Zur Erinnerung: Die Baywatch-Nixe Pamela Anderson überzeugt durch äußerst konvexe Reize, das Mittelstück einer Sanduhr ist dagegen konkav). Beim Bau der Trennwände wölbt sich der feuchte, weiche Lehm durch den Druck beim Aufbringen von neuem Baumaterial von der Biene weg. Außerdem baut die Rote Mauerbiene beim Anlegen jeder neuen Brutzelle eine sichelförmige, also gekrümmte, "Türschwelle" aus lehmiger Erde.
In das Innere der gerade verschlossenen Brutzelle kann die Biene logischerweise nicht mehr gelangen, die konvexe Seite der Wand bleibt daher rau, die konkave, der Biene zugewandte Seite der Trennmauer wird dagegen geglättet. Damit ist die Entscheidung über die einzuschlagende Richtung nicht mehr schwierig:
Die raue, konvexe Trennwand zeigt den Weg zum Ausgang.
Die Taufliege Cacoxenus die bei Mauerbienen parasitiert, steht übrigens vor genau dem gleichen Problem. Wenn man einen besiedelten Schilfhalm aus einer Nisthilfe zieht und ihn um 180° gedreht wieder zurück schiebt, wandern alle Fliegen unweigerlich in die verkehrte Richtung. Auch bei einem Experiment mit künstlichen angefertigten Brutzellen, funktionierte dieser Orientierungsmechanismus einwandfrei.
Das Wissen um diese Zusammenhänge ist vermutlich Bestandteil des Erbguts.
Links geht's raus:
Die Männchen der Rostroten Mauerbiene lassen sich leicht erkennnen: Sie sind deutlich kleiner als die Weibchen, haben längere Fühler und den typischen weißen "Bart".Davon abgesehen haben Männchen sieben sichtbare Hinterleibssegmente und Weibchen nur sechs. Dieses Unterscheidungsmerkmal ist allerdings bei einer emsig umherwuselnden Wildbiene nur wenig praxistauglich :-).
Im April erscheinen die Männchen ausnahmslos einige Tage vor den Weibchen (Proterandrie) und warten dann in unmittelbarer Nachbarschaft der Nisthilfen auf die schlüpfenden Weibchen.
Alle Brutzellen sind linear angeordnet, die Männchen können also nur dann als erste erscheinen, wenn sie die vordersten Zellen belegen. Deshalb muß das Weibchen auf irgendeine Weise das Geschlecht der künftigen Biene bereits bei der Eiablage bestimmen können.Tatsächlich existiert hier ein raffinierter Mechanismus.
Bei den Säugetieren gilt: Wer zuerst kommt, befruchtet zuerst! Millionen wonnetrunkener Spermien kraulen Richtung Eizelle, der Schnellste macht das Rennen und alle anderen schauen frustiert in die Röhre.
Bei den Insekten läuft das komplett anders: Das Sperma wird nach der Kopulation in einem Sammelorgan, der Samenblase (Receptaculum seminis) zwischengelagert, ohne daß es zunächst zur Befruchtung kommt. Im schlimmsten Fall muß ein völlig aufgekratztes Spermium also noch einige Wochen auf seinen großen Auftritt warten. (Die Depressionsrate bei Insektenspermien ist verheerend!).
Erst bei der Eiablage kommt es dann schließlich zur Befruchtung. Oder eben NICHT, das ist der Clou! Aus befruchteten Eiern entstehen immer Weibchen, aus unbefruchteten Eiern immer Männchen. Durch eine Art Ventil kann das Weibchen entscheiden, ob Sperma freigesetzt wird oder nicht.
Die Weibchen verpaaren sich nur ein einziges Mal in ihrem Leben, unmittelbar nach dem Schlüpfen. Das dabei gespeicherte Sperma reicht für die gesamte Lebensdauer des Weibchens, ab jetzt kann sie sich also in aller Ruhe auf den Ernst des Lebens konzentrieren.
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