Leere Konservendosen eignen sich hervorragend als Nisthilfen für solitäre Wildbienen und Wespen. Ihr Bau ist einfach und erfordert keine überragenden handwerklichen Fähigkeiten oder einen professionell ausgestatteten Werkzeugschrank. Zum Einstieg in dieses Thema, sind solche Modelle daher gut geeignet.
Verwendete Materalien:
Zuschneiden der Halme:
Wer die Möglichkeit hat, eine elektrische Bandsäge oder eine Dekupiersäge, die motorisierte Variante der Laubsäge, zu verwenden, wird sich hier viel Zeit und Mühe sparen und erhält absolut saubere Schnittkanten. Eine feinzähnige Handsäge funktioniert natürlich ebenfalls. Wenn die Halme über Nacht in Wasser eingeweicht werden, verlieren sie ihre Sprödigkeit und Splittern beim Sägen deutlich weniger, dieser Tipp hat mir sehr geholfen. Gartenscheren quetschen die Halme und bringen sie zum Splittern, sie sind daher eher ungeeignet. Die Naturstrohhalme (Bezugsquelle) lassen sich mit einer scharfen Schere schneiden. Sie sind elastisch genug um das kurze Zusammendrücken beim Schneiden zu überleben. Das Innere der Schilfhalme (Bezugsquelle) könnt ihr im Anschluß mit einer langen SPAX-Schraube, Pfeifenreinigern oder einem Düsenbürstchen ausputzen. Ihr wollt schließlich einen guten Eindruck auf eure sechsbeinigen Mieter machen. Unsaubere Schnittkanten sollten noch mit Sandpapier geglättet werden.
Gesicht gestalten:
Die Elemente des Gesichts bestehen aus dünnen Pappröhren (Bezugsquelle). Die Bündel für Nase, Augen und Mund wurden erst mit Gummiringen
provisorisch fixiert und dann mit einer Heißklebepistole verklebt. Anders bekommt ihr die zahlreichen fuzzligen kleinen Röhrchen nicht unter Kontrolle. Um das Gesicht klarer vom Rest
abzugrenzen, kannman die entsprechenden Halme etwas vorstehen lassen.
Befüllen der
Dose:
Der Boden der Kaffeedose wird mit einer dünnen Schicht Gips oder Moltofil ausgegossen. Stellt auf
alle Fälle VORHER sicher, dass ihr ausreichend Halme geschnitten habt, um die Dose komplett zu füllen. Es ist erstaunlich wie viel Material in eine scheinbar so kleine Dose passt, hier kann man
sich gründlich verschätzen. Wenn der Gips erst einmal anfängt abzubinden, könnte ihr das weitere Zuschneiden getrost vergessen, Gips ist völlig intolerant und wartet keine Sekunde auf
euch.
Drückt als erstes die Röhrchenbündel für Augen Mund und Nase in den Gips, dadurch werden sie in ihrer Position schon etwas fixiert. Noch einfacher ist es die Röhrchen mit einem Tropfen Heißkleber (siehe unten) dauerhaft am Dosenboden zu fixieren. Danach füllt ihr die Zwischenräume mit dem anderen Halmen auf, zunächst mit den größeren Schilfhalmen, die Lücken schließt ihr dann mit den kleinen Strohhalmen, bis die Dose komplett voll ist.
Der Gips fixiert die Halme in der Dose und verhindert ihr Herausfallen. Meisen, die solche Strohhalme mit Begeisterung aus der Dose ziehen, um sie dann aufzuschlitzen und sich das leckere Insektenlarven-Protein einzuverleiben, erleben jetzt ihr blaues Wunder.
Standfuß:
Dosen haben die irritierende Eigenschaft rund zu sein, was ihrer Standhaftigkeit nicht sehr zuträglich ist. Wenn ihr also keine Wildbienenlarven mit Schädel-Hirn-Trauma wollt, müsste ihr die Dose in irgendeiner Weise stabilisieren. Ich habe einfach zwei Schilfhalme als Standfuß angeklebt.
Dazu habe ich eine Heißklebepistole verwendet, die ihr im Baumarkt schon für unter zehn Euro bekommt.Heißklebepistolen sind ein geniales Werkzeug für den Quick & Dirty-Heimwerker. Der auf ca. 200° erhitzte flüssige Kunststoff verbindet vorurteilsfrei alle Materialien miteinander, ungeachtet ihrer Beschaffenheit oder Oberfläche. Ihr könnt Knäckebrot auf Baustahl kleben oder Schokopudding auf Spiegelglas. Innerhalb einer Minute ist der Kunststoff erkaltet und hart und die Verbindung kann sofort belastet werden. Durch den Bonsai-Standbügel steht das Gerät sehr wacklig, und neigt dazu umzufallen. Stellt es also nicht unbedingt auf eure geklöppelte Wohnzimmertischdecke.
Bei zu kräftigem Druck auf den Abzug tropft der flüssige Kunststoff fröhlich vor sich hin. Er kann sehr lustige Dinge
mit menschlicher Haut anstellen. Seid also vorsichtig! Das Arbeiten mit einer Heißklebepistole ist zwar keine sonderlich elegante Vorgehensweise, dafür aber extrem unkompliziert und praktisch.
Besser zu handhaben und nahezu tropfrei sind die edleren, kabellosen Akku-Modelle wie oben im Bild.
Auch beim Aufbau des „Scheitelkamms“ wurden die Halme einzelnen aufgeklebt, das Ganze hat keine 15 Minuten gedauert. Bei der Gestaltung der „Frisur“ sind eurer Fantasie natürlich keine Grenzen gesetzt.
Theoretisch könntet ihr auch eine völlig surreal anmutende Skulptur aus übereinander geklebten, wagrechten Halmen kreieren, die auf einem Sockel steht und bei deren Anblick zunächst einmal kein Mensch an einem Nisthilfe denkt.
Aufhängevorrichtungen:
Auf dem Dosenboden könnt ihr mit dem Heißkleber einen Bilderaufhänger befestigen. Die Gewichtsbelastung ist ja minimal. Alternativ bohrt ihr unmittelbar über dem Dosenboden zwei Löcher in die
Oberseite der Dose und zieht einen Draht durch, so dass er eine Öse zum Aufhängen bildet. Notfalls reicht auch eine zurechtgebogene Büroklammer. Die Enden des Drahtes liegen innen auf dem
Dosenboden und werden beim Eingießen des Gipses in ihrer Position fixiert. Alternativ könnt ihr ein Loch durch den Boden bohren und die Dose mit einer Hozschraube an ein Holzbrettchen schrauben
und dann das Holzbrettchen aufhängen. Falls die Dose, wie in meinem Fall, irgendwo stehen soll, könnt ihr sie von innen an der Längsseite auf ein Holzbrett schrauben. Mit einem normalen
Schraubenzieher kommt ihr dann natürlich zum Schrauben nicht in die Dose, dazu braucht ihr eine Ratsche (Knarre), die im rechten Winkel zur Schraube arbeitet.
Allgemeine Überlegungen:
Der Schwerpunkt bei Nisthilfen sollte generell bei den kleineren Niströhrendurchmessern (3-6 mm) liegen, weil hier das Artenspektrum am größten ist.
Mit zunehmender Niströhrenlänge verschiebt sich das Geschlechterverhältnis zu Gunsten der Weibchen. Das ist aus biologischer Sicht sinnvoll, weil nur das Weibchen die Individuenzahl der Art erhöhen kann. Je tiefer die Gänge, desto besser! (Bei der aus kommerzieller Sicht extrem bedeutenden Luzerne-Blattschneiderbiene (Megachile rotundata) in den USA wurde eine dreijährige Studie nur auf den Zusammenhang zwischen Röhrentiefe, Gangurchmesser und prozentuale Geschlechterverhältnis der Nachkommen verwendet).
Anzahl Brutzellen:
Die Individuenanzahl die sich in einer derartigen Dose entwickeln kann wird häufig unterschätzt.
Strohalme (gelb):44 Niströhren
Schilf (grün): 61 Niströhren
Pappröhrchen (rot): 38 Niströhren
GESAMT: 143 Niströhren
Multipliziert man die Zahl der Niströhren mit den darin enthaltenen Brutzellen, kommt man bereits auf hunderte von Individuen, die sich auf dieser geradezu lächerlich kleinen Fläche entwickeln.
Der Aufwand lohnt sich also durchaus! Zum Fotografieren sind derart überschaubare Areale ideal.
Ich würde vorschlagen ihr macht jetzt Kaffeepause, damit die Dose möglichst schnell leer wird!
Zahllose weitere Fotos findet ihr auf meinen Pinterest-Pinwänden!
(Einzelseiten zum Vergrößern anklicken!)
Alle wesentlichen Informationen zu den unterschiedlichen Komponenten einer Insektennisthilfe sind jeweils in einem eigenen Kapitel zusammengefasst und mit zahlreichen Fotos
illustriert.
Eine sechsseitige Fotodokumentation protokolliert den Bau einer pfiffigen Insektennisthilfe aus alten Eichenbalken.
Doppelseiten mit Fotos illustrieren jeweils bestimmte Teilaspekte des Lebens an einer Nisthilfe.
Die typischen Baufehler der InsektenNICHTNisthilfen aus Baumarkt und Gartencenter werden ausführlich besprochen.
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