In markhaltigen Stängeln nisten (nach Paul Westrich1 sowie Klaus Cölln/Andrea Jakubzik („Hymenopterennester in Brombeerstengeln“, 1992)):
a) Solitäre Wildbienenarten
b) Grabwespen
c) Lehmwespen
· Gymnomerus laevipes
d) Parasitoide: 10 Arten aus der Gruppe der Schlupfwespen, Erzwespen und Goldwespen
Die häufig in Nisthilfen verwendeteten Holunderzweige werden generell nur sehr zögerlich besiedelt.
Die robuste Dreizahn-Mauerbiene (Osmia tridentata) ist in der Lage seitlich ein Loch in die zähen, verholzten Stängelwände zu nagen. Die meisten anderen Wildbienenarten haben diesen "Biss" nicht. Erst wenn die Stängel durch Wind, Tiere oder den Menschen abgebrochen werden, können sie über diese Bruchstellen ihre Nistgänge in das nun freiliegende, weiche Pflanzenmark nagen.
Gebündelte, wagrecht gelagerte Pflanzenstängel sind ein fester Bestandteil der meisten Nisthilfen für solitäre Wildbienen und Wespen, häufig werden zugeschnittene Holunderzweige verwendet. Irgendwie scheinen die Wildbienen dieses Angebot aber nicht gebührend zu würdigen, die Besiedelungsrate ist meistens vernachlässigbar gering. Ziemlich undankbar von diesen Viechern, nach all der Arbeit die man sich gemacht hat!
Dieses "Desinteresse" hat zwei simple Gründe:
1. In der Natur werden in erster Linie abgebrochene Brombeerranken besiedelt. Holunder wird - warum auch immer - vergleichsweise schlecht angenommen.
2. Die natürliche Ausrichtung der Stängel ist ausnahmslos senkrecht bzw. schräg.
Das Überleben einer Wildbienenart hängt unter anderem davon ab, möglichst rasch einen geeigneten Nistplatz zu finden. Um dieses Ziel zu erreichen, scannt die Wildbiene während des Fluges unablässig ihre Umgebung. Dabei greift sie auf ein genetisch fixiertes Suchraster zurück. Der Schlüsselreiz sind dabei einzeln stehende, senkrechte Strukturen, die dann näher auf ihre Tauglichkeit als Nistplatz untersucht werden.
Die an unseren Nisthilfen angebotene Information "Gebündelte wagrechte Strukturen" passt herzlich wenig in dieses Suchraster und fällt daher dem optischen Spam-Filter der Wildbiene zum Opfer. Unter solchen Rahmenbedingungen ist es ziemlich überraschend, daß wagrecht angebotene, markhaltige Stängel wenigstens ab und zu besiedelt werden.
Ausnahmen bestätigen die Regel! Die mit grünen Kreise markierten, wagrecht orientierten Holunderstengel wurden im Verlauf von sieben Jahren von markbewohnenden Arten besiedelt. Als Folgebesiedler haben sich dann andere Arten eingestellt, die jetzt vorhandenen Lehmdeckel sind eher typisch für die Mauerbienen.Manche Exemplare der Gewöhnlichen Löcherbiene (Osmia truncorum) verwendet das Mark um ihre Nistverschlüsse mit einer flaumigen, weißen Schicht zu überziehen, daher die grubenförmigen Eintiefungen im Mark der übrigen Holunderstängel. In wagrechten Stengeln können Keulhornbienen der Gattung Ceratina sowie Grabwespen der Gattung Pemphredon, die Blattläuse eintragen, siedeln.
Als ich zusätzlich senkrecht fixierte, Brombeerstengel auf meinem Balkon anbot, wurden diese schon im ersten Jahr besiedelt.
Einzeln fixierte, senkrechte Stängel werden häufiger besiedelt als gebündelte, sicherlich ebenfalls aufgrund der Ähnlichkeit mit den natürlichen Gegebenheiten.
1. Gebündelte senkrechte Sonnenblumenstängel
2. Wagrecht orientierte Holunderstängel
3. Senkrecht orientierte Holunderstängel
Um Unterschiede in der Besiedlungshäufigkeit festzustellen, habe ich hier gleichzeitig wagrecht und senkrecht orientierte Stängel angeboten. Die Ergebnisse waren recht überzeugend:
Leider hatte ich damals noch nicht den Aha-Effekt, auch einzeln stehende Stängel zur Auswahl anzubieten.
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Alle wesentlichen Informationen zu den unterschiedlichen Komponenten einer Insektennisthilfe sind jeweils in einem eigenen Kapitel zusammengefasst und mit zahlreichen Fotos
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Eine sechsseitige Fotodokumentation protokolliert den Bau einer pfiffigen Insektennisthilfe aus alten Eichenbalken.
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Die typischen Baufehler der InsektenNICHTNisthilfen aus Baumarkt und Gartencenter werden ausführlich besprochen.
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