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Der Lebensraum Totholz zeichnet sich durch eine enorme Artenvielfalt aus, die vor allem von den Käfer dominiert wird (allein in Mitteleuropa sind 1.400 Käferarten in ihrer Lebensweise eng an Totholz gebunden). Für solitäre Wildbienen und Wespen sind vor allem die Arten interessant, deren Larven Gänge in das Totholz nagen, wie z.B. die Bockkäfer. Die nach dem Schlüpfen der Käfer verlassenen Fraßgänge stellen einen sehr begehrten Nistraum dar.
Durch ein völlig verzerrtes, von unsinnigem Ordnungsdenken geprägtem Naturverständnis, ist Totholz in unseren sterilen "Holzäckern" leider Mangelware geworden. Bohrungen in Hartholz, die letztendlich die ursprünglich besiedelten Käferfraßgänge simulieren sollen, werden deshalb von Wildbienen und Wespen als eine willkommene Alternative besiedelt.
Generell sind Nisthilfen um so erfolgreicher, je mehr sie ihren natürlichen Vorbildern gleichen. Käferfraßgänge münden immeraußen am Baumstamm, sie verlaufen also mehr oder weniger im rechten Winkel zu den Holzfasern. Das "Hirnholz", also die Oberfläche, die bei einer geschnittenen Baumscheibe sichtbar ist, und in die gebohrt wird, liegt dagegen in der Natur niemals frei, es sei denn der Baum wird durch einen Sturm abgebrochen.
Die in den Bohrungen angelegten Brutzellen der Wildbienen bilden ein abgeschlossenes System, das zumindest bis zu einem gewissen Grad vor Parasiten und Parasitoiden geschützt ist. Risse durchbrechen diesen Schutzmechanismus. Sowohl Parasiten, als auch Feuchtigkeit und einer nachfolgenden Verpilzung sind nun Tür und Tor geöffnet. Diese Information ist unbewußt im Erbgut der Wildbiene verankert, aus diesem Grund besiedelt sie Gänge mit Rissen nur in absoluten Ausnahmefällen.
Da die Rissbildung kontinuierlich fortschreitet, und sich die Bienenlarven fast ein volles Jahr in ihren Brutzellen befinden, können auch ursprünglich intakte Gänge nachträglich noch durch Risse zerstört und damit die Bienenbrut gefährdet werden.
Insektennisthilfen neigen manchmal zum Gigantismus, alle Stammscheiben können zusammen eine beindruckende Gesamtfläche bilden. Dennoch ist und bleibt die Besiedlung meistens erschreckend gering,
dieses System funktioniert letztendlich nur sehr eingeschränkt. Je nach Grad der Rißbildung und der Sauberkeit der Bohrung erfolgt zumindest eine Teilbesiedlung.
Ungeachtet des immensen Arbeitsaufwandes und der Hingabe, die auf das Bohren in Stammscheiben verwendet wird, ist diese Variante nur sehr bedingt zum Einsatz in Insektennisthilfen geeignet und daher nicht zu empfehlen! Es geht deutlich einfacher und effektiver.
Bietet man günstige Bedingungen an, erfolgt die Besiedlung erstaunlich rasch. Die Nisthilfe rechts war schon nach zwei Jahren fast vollständig besetzt und das mitten in der Stadt auf meinem
Balkon im ersten Stock.
Besser als Stammscheiben sind gut abgelagerte Baumstämme, die senkrecht in besonnter Lage aufgestellt werden. Bei Holzarten mit dünner, glatter Borke, die saubere Bohrungen ermöglicht, kann die Borke am Holz bleiben. Dicke Stämme kann man mit der Ketten- oder Bandsäge halbieren, die ebene Seite läßt sich dann leicht an einer Wand befestigen. Die Gänge (Durchmesser 2-9 mm) müssen hinten geschlossen sein, also das Holz nicht ganz durchbohren und darauf achten, daß sich die Gänge auch nicht kreuzen. Bohrungen im Längsholz reißen auch bei engem Abstand der Bohrungen nicht und bleiben jahrelang einsatzfähig.
Material:
Stammscheiben gaukeln zunächst eine sehr hohe Anzahl an Niströhren vor, durch die Rißbildung reduziert sich diese Zahl aber drastisch.
Die Fläche einer Nisthilfe ist absolut irrelevant, entscheidend ist ausschließlich die Qualität des Angebotes!
Summa summarum stehen auf meinem Naturgartenbalkon auf ca. einem halben Quadratmeter beachtliche 1261 Niströhren zur Verfügung. Nisthilfen müssen keineswegs mehrere Quadratmeter groß sein, um einen nützlichen Effekt zu erzielen. Für Arten die ihre Gänge in das Mark von Pflanzenstengeln nagen, sind noch 26 senkrecht befestigte Brombeer- und Beifußstengel im Angebot. Die Balkonkästen sind selbstverständlich nicht mit Geranien sondern mit beliebten, einheimischen Pollenspendern bepflanzt.
Wildbienenherz, was willst du mehr?
Zahllose weitere Fotos findet ihr auf meinen Pinterest-Pinwänden!
(Einzelseiten zum Vergrößern anklicken!)
Alle wesentlichen Informationen zu den unterschiedlichen Komponenten einer Insektennisthilfe sind jeweils in einem eigenen Kapitel zusammengefasst und mit zahlreichen Fotos
illustriert.
Eine sechsseitige Fotodokumentation protokolliert den Bau einer pfiffigen Insektennisthilfe aus alten Eichenbalken.
Doppelseiten mit Fotos illustrieren jeweils bestimmte Teilaspekte des Lebens an einer Nisthilfe.
Die typischen Baufehler der InsektenNICHTNisthilfen aus Baumarkt und Gartencenter werden ausführlich besprochen.
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