Letztendlich ist ein Totholzaun nicht anderes als ein bandwurmartig verlängerter Totholzhaufen. Während ersterer inzwischen fast schon als ein seriöses und ernst zu nehmendes Element im Garten gilt, könnte ein Totholzzaun nach wie vor Verblüffung bei euren Nachbarn auslösen. :-)
Beim Bau werden zwei Pfostenreichen in den Boden geschlagen oder eingegraben. Der Abstand dieser Pfosten gibt die Breite des Totholzzauns vor. Mit der Breite steigt sein ökologischer Wert, allerdings auch der Materialbedarf, der wirklich immens sein kann und manchmal unterschätzt wird. Den Raum zwischen den Pfostenreihen füllt ihr mit mit Ästen, Zweigen, Schilf, Wurzeln, Weihnachtsbaumkadavern, morschen Brettern, Holzköpfen von Bürokraten, Zahnstochern, Schaschlikspießene oder was sonst an relativ sperrigem Material zur Verfügung steht. Durch die Verrottungsprozesse sackt der Haufen nach und nach zusammen, dann kann wieder neues Material aufgeladen werden.
Letztendlich ist nur das grobe Grundprinzip entscheidend, der Rest ist freie Improvisation. Totholzzäune sind "unnormal", sie müssen sich keiner Gartenorm beugen. Damit spiegeln sie ausschließlich die Kreativität des Gartenbesitzers wieder. Damit ist Vielfalt automatisch vorprogrammiert und die ist in Zeiten von Rasenwüsten und Thujamonotonie immer willkommen.
Um eure Lesegeduld nicht allzusehr auf die Probe zu stellen, habe ich euch einen ausführlicheren Text mit Bildern als PDF-Datei zur Verfügung gestellt.
Ab einer gewissen Breite erfüllt jeder Todholzzaun ähnliche Bedürfnisse wie der Totholzhaufen:
Totholz-Zäune werden häufig als Benjeshecken bezeichnet, das ist eigentlich nicht ganz korrekt!
Das ursprüngliche Prinzip einer Benjeshecke war es, Gehölzschnitt wall-oder bandartig in der Landschaft aufzuschichten. Durch die Verrottung entsteht dann ein geschütztes Keimbeet, in dem sich durch Samenflug und den Kot von Vögeln selbstständig eine Hecke ansiedeln sollte. Außerdem bietet das Totholz Schutz und Lebensraum für brütende Vögel und viele Kleintiere.
Dieses ursprüngliche Konzept funktioniert in der Regel nur sehr eingeschränkt, was auch Herr Benjes irgendwann eingeräumt hat. In einer ausgeräumten Agrarlandschaft fehlen die Arten, die sich hier ansiedeln sollen zum Teil bereits komplett. Das Schnittgut von Brombeeren und andere dominante Arten wurzelt und schafft dann eine fast reine Monokultur. Auf unseren, meistens sehr nährstoffreichen Böden, entsteht oft keine Hecke sondern artenarme Hochstaudenfluren aus Brennnessel, teilweise sogar aus der berüchtigten kanadischen Goldrute. Häufig kamen auch Pionierbaumarten wie Birken und Weiden.
Eine artenreiche Hecke entsteht in der Regel daher nur dann, wenn zusätzlich Gehölze angepflanzt werden, die sich im Schutz des Totholzes (z.B. Verbiss durch Rehe) entwickeln können. Die Entwicklung einer artenreichen Heckengesellschaft kann allerdings weit über 100 Jahre dauern. Der Verlust alter, etablierter Hecken ist daher doch nichts zu ersetzen.
Natürlich kann man auch nur den Totholzaspekt der Benjeshecke berücksichtigen. Das so entstandene Biotop ist natürlich ökologisch wertvoll, hat aber nichts mit einer Hecke zu tun. Ein Totholzhaufen oder -zaun ist aber durchaus eine wertvolle Ergänzung in jedem Naturgarten
Hier könnten die Früchte
DEINER Arbeit
bewundert werden!
Hier geht es zu "Totholz als Kunstobjekt"
Gebundene Ausgabe (Hardcover): 180 Seiten
Autor:
Werner David
Preis:
14 Euro
Verlag:
pala-Verlag; 2.verb. Auflage 2012
ISBN-10:
978-3-89566-270-6
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