Wer sich die Mühe macht eine Trockenmauer in seinem Naturgarten zu errichten ist häufig so sehr auf Material und Bau fixiert, dass er die Bepflanzung zunächst völlig aus dem Auge verliert. Darum
kann man sich ja auch noch im Anschluss kümmern. Oder etwa doch nicht?
Leider korrelieren die Wünsche des Naturgärtners und die Bedürfnisse der Pflanze hier recht heftig. Wurzeln besitzen eine Eigenschaft, die in diesem speziellen Fall ungemein irritierend ist:
Sie orientieren sich positiv geotropisch, d.h. wachsen immer voller Gottvertrauen und Zuversicht Richtung Erdmittelpunkt. Im Erdboden ist diese Strategie ja auch über jeden
Zweifel erhaben.
Stopfe ich dagegen eine Pflanze in die engen Ritzen einer Trockenmauer wird es schwierig. Um Anschluss an die Hinterfüllung der Mauer zu bekommen, wo sich die Wurzeln dann im Anschluss normal
entwickeln könnten, müssten die Wurzeln nahezu waagerecht nach hinten wachsen. Dieses Verhalten finden Sie aber skandalös, uncool und völlig
indiskutabel. Auch liebevolle Erklärungsversuche des Naturgärtners bewirken hier relativ wenig. Biologische Grundprinzipien die sich über Millionen von Jahren bewährt haben, schmeißt man nicht
einfach von heute auf morgen über Bord. Da den Wurzeln durch die Steine der Trockenmauer ihre normale Wachstumsrichtung verwehrt ist, mäandern sie mehr oder weniger ziellos vor sich hin. Bei
diesem Prozess mögen sie durchaus auch mal die Hinterfüllung der Mauer erreichen, es ist aber eher unwahrscheinlich.
Ähnlich läuft es wenn man nachträglich Samen in die Ritzen streut. Selbst nach vorherigem einweichen in Weihwasser erzielt man hier in der Regel nicht die gewünschten
Ergebnisse.
Der Versuch eine Trockenmauer erst nach ihrem Bau zu bepflanzen, scheitert also erfahrungsgemäß kläglich. Daher ist es entscheidend, sich schon vorher Gedanken über die gewünschten Arten und ihre
genaue Anzahl zu machen um sie dann auch schon während der Bauphase parat zu haben.
Für die Bepflanzung wird die Fugenbreite der Trockenmauer nicht verändert! Gärtnereien des Naturgartenvereins bieten für die Dachbegrünung und Bepflanzung von Trockenmauern kleine Pflanzen mit einem Wurzelballen von 3 × 3 cm an, die für diesen Zweck optimal geeignet sind. Der vorher gründlich gewässerte Wurzelballen wird hinter den Steinen abgelegt und in feinteilreichen Schotter eingebettet. Als Starthilfe kann etwas steriler Kompost oder Unterboden beigemischt werden. Hier können die Wurzeln nun sofort in gewohnter Weise nach unten durchstarten Die grünen Teile der Pflanze liegen in der Mauerritze und sind meistens von außen noch nicht einmal sichtbar. Zunächst gibt man daher keinen Pfifferling für das Überleben der Pflanze. Da sie jedoch ein ausreichendes Wurzelwerk entwickeln kann, wächst sie innerhalb kürzester Zeit zum Licht und startet dann, an der Maueroberfläche angekommen, rasant durch.
Ende gut alles gut
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