Steilwandbewohner in Lehm- und Lößwänden

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Nistanlage im Naturschaugarten Nettetal. Hier siedelt eine große Kolonie von Schornsteinwespen

 Vertikale Bodenflächen und Abbruchkanten bleiben lange trocken und vegetationsfrei, daher werden sie gerne besiedelt. Solche Mini-Steilkanten lassen sich an Böschungen und Hügeln leicht mit dem Spaten ab­stechen. Allerdings ist hier bei der Entnahme darauf zu achten, dass diese Flächen nicht besiedelt sind und wir keinen Lebensraum in der Natur zerstören. Auch in einem Naturschutzgebiet verbietet sich die Entnahme von Bodenschichten.

 

Ursprüngliche Nistmöglichkeiten in der Natur:

  • Uferabbrüche von Flüssen
  • Abbruchkanten an Weinbergen, …
  • Steilwände

Ersatzlebensräume in der Kulturlandschaft:

  •  Sand-und Lehmgruben
  • Weinberge
  • Hohlwege
  • Steinbrüche
  • Mit Kalkmörtel oder Lehm verfugte Mauern z.B. Fachwerkhäuser

 In künstlichen Lehm- und Lößwänden nistende Arten:

  • Buckel-Seidenbiene (Colletes daviesanus)
  • Maskenbienen (Hylaeus)
  • Lasioglossum nitidulum (Vertreter der Schmalbienen)
  • Pelzbienen (Anthophora)
  • Schornsteinwespen (Odynerus)

 

Die verlassenen Gänge werden unter anderem von Blattschneiderbienen und Furchenbienen als Nistgelegenheit genutzt. Die Pillenwespe (Eumenes pedunculatus) errichtet aus dem lehmigen Baumaterial ihre krugförmigen Brutzellen.

Bau von künstlichen Lehm- und Lösswänden

Künstliche Lösswände

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Das für Lehmflechtwände verwendete Material ist häufig viel zu hart um für die Gänge grabenden Arten von praktischem Nutzen zu sein

Löss ist ein durch den Wind abgelagertes, unverfestigtes, poröses und relatives weiches Sediment. Es besteht zu einem Großteil aus Schluff, dessen Korngröße mit 0,002 mm bis 0,063 mm zwischen dem gröberen Sand und dem feineren Ton liegt. Das Material kann leicht mit dem Fingernagel abgeschabt werden.

 

Die einfachste Methode, um Wildbienennistwände zu bauen, ist die Verwendung von natürlich vorhandenem Löss, dessen Struktur sich sonst nur schwer nachahmen lässt. Selbstverständlich sollte die Entnahme aus der Natur verantwortungsvoll geschehen und nur dort, wo er ohnehin in Mengen vorkommt. Wertvolle, bereits besiedelte Lebensräume dürfen dabei auf keinen Fall zerstört werden. Der Löß wird mit einem Spaten abgestochen, um seine natürliche Sedimentstruktur zu bewahren und in Kästen aus asbestfreien Eternit mit mindestens 15 cm Tiefe gefüllt. Alternativ kommen auch frostfeste Ton- oder Holzkästen in Frage.

 

Die Freiräume an den Rändern der Kästen werden mit feuchtem Material aufgefüllt. Als Standort ist z.B. eine südexponierte Mauer geeignet. Die waagerecht gelagerten Kästen werden anschließend bis zur gewünschten Höhe übereinander gestapelt. In den Löss werden einige Löcher von 5-8 mm Durchmesser und 3-4 cm Tiefe gedrückt. Durch diese Löcher werden grabende Wildbienenarten angelockt, die am Ende der Löcher ihre waagerechten, teilweise verzweigten Nistgänge anlegen. Der Abstand zwischen diesen Löchern sollte daher relativ groß sein (ca. 10 cm).

Mauern aus Lehmziegeln

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Schonrsteinwespe bei der Anlage ihrer Brutröhren

Die Herstellung von Lehmziegeln ist zeit-und materialaufwändig. Außerdem ist es schwierig, Material mit der geeigneten Härte zu finden. Nach dem Trocknen muss sich der Lehm leicht mit dem Fingernagel abschaben lassen. Ton oder fetter Lehm, wie er häufig für Weidenruten-Lehmwände verwendet wird, wird nach dem Trocknen sehr hart und ist daher für die grabenden Wildbienenarten als Nistmaterial völlig ungeeignet.

Eine Beimengung von Erde macht das Substrat zwar weicher, fördert aber aufgrund der organischen Bestandteile die Verpilzung der Brutzellen.

Auch die Beimengung von feinkörnigem Sand ist nicht sinnvoll, da die scharfkörnigen Sandkörner zu einer raschen Abnutzung der Mundwerkzeuge der Wildbienen führen würden. In der Praxis bewährt haben sich dagegen Fertigprodukte aus dem Bio-Baustoffhandel z.B. der Lehm-Oberputz der Firma Claytec (Lehm gemahlen 0-0,5 mm, 30 kg Säcke), sowie ungebrannte Lehmziegel. Ziegel mit einer Beimengung von Holzfasern oder Stroh werden von den Wildbienen kaum besiedelt. Besser geeignet sind Ziegel aus reinem Lehm.

 

Da die ungebrannten Lehmziegel Feuchtigkeit aus dem Boden ziehen würden, ist es sinnvoll, als Wassersperre ein Fundament aus gebrannten, wasserfesten Backsteinen mit Zementmörtel aufzumauern. Die Mauer sollte vor Regen geschützt sein, hier bietet sich ein Standort vor einer überdachten Hausmauer an. Eine freistehende Mauer muss mit einem eigenen kleinen Dach geschützt werden.

 

Besiedelt werden vor allem die Lehmfugen zwischen den Lehmziegeln, die daher breiter als bei einer normalen Mauer sein sollen (ca. 3 cm). Das Lehmpulver wird mit Wasser zu einer teigigen Konsistenz angerührt, am besten mithilfe einer Bohrmaschine mit Rühraufsatz. Mit zunehmender Feuchtigkeit steigt die Wahrscheinlichkeit von Trockenrissen. Vor dem Aufbringen des Lehmmörtels werden die Lehmziegel befeuchtet, um eine gute Verbindung zu gewährleisten. Um zusätzliche Rissbildung zu vermeiden, sollte der Lehm möglichst langsam trocknen. Es ist daher sinnvoll, die Mauer durch Abdeckung vor direkter Sonneneinstrahlung zu schützen. In die Fugen werden – wie bei der Lösswand - einige Löcher von 5-8 mm Durchmesser und 3-4 cm Tiefe zum Anlocken grabender Wildbienenarten gebohrt.

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